Gedanken

Kunst - wozu das alles?

"Es ist nicht die Aufgabe der Kunst, die Natur zu kopieren, sondern sie auszudrücken."  Honore de Balzac

 

Ich habe viel von einem sehr weisen Künstlerkollegen gelernt: 

Ich bin frei!

Schön oder nicht schön - ist mir egal. Es geht um ganz was anderes!

 

Als überzeugter Perfektionist und durch die Schule oder eine bestimmte Ideologie ist man oft fremdbestimmt und eingeschränkt. Orientiert sich an der Meinung der Anderen und deren Urteil. Diese Einschränkung akzeptiere ich aber nicht mehr. Deshalb fühle ich mich als Autodidakt sehr wohl. Ich kann machen was ich will. Ganz egal mit welchen Materialien und Techniken. Niemand kann mir sagen: „Aber das muss normalerweise so, oder so gemacht werden.“ Nein - es ist so, wie ich es will - gut so.

 

Irgendwann dachte man ein Künstler müsste eine bestimmte Handschrift haben. Eine bestimmte Art etwas zu machen. Ein guter Künstler sei jemand, der eine perfekte Technik hat. Ich glaube, dass die Kunst das jetzt überwunden hat. Um das geht es heute nicht mehr.

 

Material, Bäume, Stein, Schrott und Fundstücke haben einen verborgenen Sinn - bekommen durch mich ein zweites Leben. Das gefällt mir. Unsere Gesellschaft ist konsumorientiert und sie schafft schnelllebige, ver­gängliche Dinge. Alles ist dazu verdammt vergessen zu werden. Wenn Dinge kaputt gehen, ist ihre Zeit zu Ende. Doch sie sind immer noch da.

 

Schrott und Altholz haben etwas Sakrales! Die Tischler, Künstler und Zimmerer von früher arbeiteten auch mit Holz und schufen erstaunliche Dinge. Das inspiriert mich. Ich fühle mich wohl in dieser Tradition/ Gesellschaft.

 

Und dann ist da auch die Zeit, die sich auf meine Stücke auswirkt. Sie altern, sie bleichen aus, oder wenn sie im Freien platziert werden zerfallen sie langsam, verschwinden vielleicht sogar wieder. Nichts erschafft sich von selbst. Alles verändert sich, verschwindet wieder. Ich bin ein Teil dieser Entwicklung. Ich werde verschwinden - meine Objekte werden verschwinden. Man wird mich und sie vergessen - gut so.

 

Auch das befreit mich. Früher dachte ich, ich muss etwas Großes, Einzigartiges schaffen, damit etwas von mir bleibt. Nein - die Welt kann, darf und wird mich vergessen. Diese Erkenntnis hat mich sehr befreit. Und vielleicht ist es ja gerade dieses Loslassen, das zu dem befähigt und inspiriert, was ich mache. Das absichtslose Schaffen einerseits, und das sich von einem Projekt treiben lassen - den Flow zulassen, wie man heute so schön sagt. Wenn's mich packt, dann werkle ich dahin. Dann setz ich um, was ich mir beim Kauf des Stammes gedacht habe. Kann im Schaffen das Werden zulassen. Und wenn es sich ergibt, oder manchmal auch so sein muss, alles wieder über den Haufen schmeißen. Das sind oft die besten Stücke - gut so.

Vielleicht ist das ja "Kunst"?!

 

Auf jeden Fall meine Kunst.

 

 

"Kunst ist der Ausdruck innerster Gefühle ...

ein geistiges Bedürfnis."

Alfons Mucha